Intellectual Property Management, häufig auch verkürzt als IP Management bezeichnet, umfasst alle strategischen und operativen Tätigkeiten, die Teil des wirtschaftlich orientierten Umgangs mit geistigem Eigentum sind.
Das IP-Management ist als ganzheitliches und integriertes Management im Sinne einer systematischen Planung, Steuerung und Kontrolle der immateriellen Nutzenpotenziale eines Unternehmens zu begreifen. Sein übergeordnetes Ziel liegt in der systematischen Erfolgssteigerung durch Optimierung der Aneignung der Innovationsrenditen. Zu diesem Zweck muss das IP-Management notwendigerweise einen interdisziplinären Charakter aufweisen.
Aspekte des IP Managements werden in der Betriebswirtschafts- und Managementlehre insbesondere dem Innovationsmanagement, dem Technologiemanagement, sowie im gewerblichen Rechtsschutz diskutiert.
Ziel des IP Managements ist es, Wettbewerbsvorteile für Unternehmen zu einer nachhaltigen Quelle von übernormalen Renditen zu machen. IP Management sorgt dafür, dass die Rendite von Innovationsleistungen optimiert wird. Um zielgerichtet aus Wettbewerbsvorteilen wirtschaftliche Erfolge zu erzielen, ist eine Wettbewerbsstrategie notwendig. Insbesondere im Zuge der Globalisierung und aufsteigenden Märkten in Asien ist IP Management für einen Wettbewerbsvorteil ein Schlüsselelement.[5]
Unter den Normstrategien ist der Differenzierungsansatz in hochentwickelten Industrieländern der Dominante. Dabei gilt es, die eigenen Produkte und Leistungen mit kundennutzenrelevanten Differenzierungsmerkmalen auszustatten und diesbezüglich eine überlegene Leistung im Vergleich zum Wettbewerb anzubieten, um so die Preisempfindlichkeit der Nachfrager zu reduzieren. Typischen Führungsstellungen beziehen sich auf Produktdesign, Qualität, Service oder überlegene Technologie. Durch überlegenen Kundennutzen kann der Anbieter aus dem isolierten Preiswettbewerb heraustreten und vermeidet die unmittelbare Vergleichbarkeit seiner Leistungen.
In dieser Normstrategie greift das IP Management in das Geschäftsmodell ein, indem es mit Hilfe von IP den Kundennutzen exklusiv macht und dem Unternehmen so die Möglichkeit verschafft, die im Rahmen seiner Innovationsbemühungen getätigten Investitionen zu amortisieren.
Die zentrale Aufgabe des IP Managements besteht im Differenzierungsansatz darin, die Mehrwertposition beim Kundennutzenangebot zu schützen und somit die Alleinstellung rechtlich verteidigungsfähig und somit nachhaltig zu machen. IP Management ist die operative Umsetzung der IP-Strategie in der betrieblichen Realität.
Dafür ist es unabdingbar, eine entsprechende IP-Kultur im Unternehmen zu schaffen. Das bedeutet insbesondere, dass sämtliche Stakeholder – die zumeist keine IP-Experten sind – in eine gemeinsame, konsistente und kohärente Umsetzung der IP-Strategie einzubinden sind. Die Stakeholder des IP Managements sollten in rechtlich durchsetzbarer und damit nachhaltiger Exklusivität denken, was es ihnen ermöglicht, den Bedarf des Unternehmens an IP in Einklang mit den übergeordneten Zielen formulieren. Es ist wichtig, dass sie sich ihrer Rolle bewusst sind, in die Prozesse des IP Managements integriert werden und das Instrument IP für sich als hilfreich und zielführend anerkannt haben.
In der Praxis wird IP Management häufig nicht als gestaltender Teil des Innovationsprozesses, sondern vielmehr als ausführender juristisch-administrativer Dienstleister innerhalb des Unternehmens verstanden. Dessen Aufgabenbereich wird im Wesentlichen auf zwei Aktionen reduziert: Zum einen soll das IP Management durch sogenannte „Freedom-to-Operate“ (FTO) Analysen vor der Markteinführung klären, ob das neue Produkt gegebenenfalls Rechte Dritter verletzt. Zum anderen sollen eigene Erfindungen, die im F&E-Prozess gemacht wurden, sowie andere immaterielle Produktaspekte wie beispielsweise ein Produktname vor Nachahmung geschützt werden. Letzteres umfasst unter anderem die Entgegennahme von Erfindungsmeldungen oder die Anmeldung, Aufrechterhaltung und Durchsetzung von Schutzrechten.
Klassischerweise wird IP-Arbeit dabei als ressourcenorientierter „inside-out“-Prozess betrieben. Dieser beginnt mit der Erfindung in der F&E-Abteilung als Folge der Arbeit von Entwicklungsingenieuren, die eine technische Lösung für ein spezifisches Entwicklungsproblem erarbeiten, das sich im Rahmen der Produktentwicklung stellt. Im Kern handelt es sich hierbei um einen reaktiven Schutz von F&E-Ergebnissen/Erfindungen. Diese Betrachtungsweise greift allerdings deutlich zu kurz. Denn IP Management bedeutet nicht Denken in geschützten technischen Lösungen, sondern Denken in exklusiven Kundennutzen durch Verbietungsrechte. Es muss darum eine aktive Rolle innerhalb des Innovationsprozesses zur Gestaltung von exklusiven Kundennutzen einnehmen.
Die Frage, welches IP das Unternehmen eigentlich benötigt und in welchem Umfang, kann auf diese Weise systematisch beantwortet werden. Damit können gewünschte Wirkungen geplant werden und die Zusammenarbeit der beteiligten Stakeholder lässt sich zielgerichtet auf die Alleinstellung und den erwarteten Kundennutzen hin koordinieren. Nicht zuletzt wird so auch die Frage nach einem wirtschaftlich angemessenen Budget für IP im Rahmen des Innovationsprojekts beantwortet.
Die Integration von IP in den Innovationsprozess muss zu einem möglichst frühen Zeitpunkt erfolgen, an dem die Frage des Kundennutzens und seiner konstruktiven Umsetzung noch gestaltbar sind. Dazu bedarf es einer echten, wechselseitigen Interaktion zwischen IP- und Innovationsmanagement.